Für Franz Kafka bedeutete Schreiben Leben, ja Über-leben.
Angesichts einer von ihm tief empfundenen numinosen Bedrohung durch alles, was Welt heißt, war ihm das Schreiben Selbstvergewisserung und Halt in „einer haltlosen Welt“. Wenn sich das Gefühl der Unsicherheit auch nie durch das Schreiben auflöste, so konnte Kafka dadurch doch versuchen, „ immerfort etwas Nicht-Mitteilbares mitzuteilen, etwas Unerklärbares zu erklären“.
In der Theaterarbeit „Kafka – eine collage“ dient das Schreiben Franz Kafkas als thematisch-dramaturgische Grundlage für eine sehr subjektive Annäherung an ein äußerst modernes Lebensgefühl – zumal in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung.
Und dieses Schreiben wird hier theatral in dreierlei Hinsicht fokussiert:
1. Das Schreiben Kafkas an seiner Broterwerbs-Arbeitsstelle, der Arbeiter-Unfall-Versicherung.
Während seiner knochentrockenen Arbeit dort schrieb Kafka zum Beispiel Unfallverhütungsvorschriften für die Knochenarbeit in von seinem Schreibtisch aus weit entlegenen Bergwerken. Kafka als Schreib-Tisch-Opfer.
2. Das literarische Schreiben Kafkas
bildet die ästhetische Überformung seines Lebensgefühls. In „Kafka – eine collage“ interessiert nicht das Ergebnis des literarischen Schreibens, zu dem auch seine Tagebücher und Briefe zählen, sondern sein persönliches Verhältnis zum Schreiben selbst, die innere Not-Wendigkeit seines Schreibens.
3. Das Schreiben von Liebesbriefen
(besonders an Felice und Milena) dient Kafka als Ersatz für eine leibhaftig und alltäglich vollzogene Beziehung zu einer Frau oder – allgemeiner – zu Frauen schlechthin. Dieses Motiv wird zum zentralen Thema von „Kafka – eine collage“.